Die WeinÂreÂgion Ribera del Duero
Die WeinÂreÂgion Ribera del Duero
Der Name hat unser WeinÂfreunÂden in aller Welt mittÂlerÂweile einen besonÂdeÂren Klang: Ribera del Duero, das WeinÂland am Ufer des FlusÂses, etwa 150 km lang und 30 km breit. WeiÂter westÂlich, in PorÂtuÂgal, heißt er dann Duro. Der Name stand vor JahrÂzehnÂten noch für intenÂsive, würÂzige, kräfÂtige RotÂweine, zumeist TemÂprÂanillo. InzwiÂschen hat sich hier einiÂges geänÂdert, die WeinÂstiÂlisÂtik ist vielÂfälÂtiÂger geworÂden. Wer gern Wein im Stil von BurÂgunÂder trinkt, kommt hier auch auf seine KosÂten. Im Duero Tal lieÂgen nämÂlich außer Ribera del Duero auch noch die DO Gebiete Bierzo, CigaÂles, Rueda und Toro.
Das AnbauÂgeÂbiet Ribera del Duero ist eine der erfolgÂreichsÂten WeinÂreÂgioÂnen SpaÂniÂens. Seine Weine haben sich einen interÂnaÂtioÂnaÂlen Ruf erworÂben. Es wurde 1982 zum D.O. Gebiet erklärt (DenoÂmiÂnación de OriÂgen). Damals gab es hier gerade einÂmal neun WeinÂgüÂter, inzwiÂschen sind es 280. Das AnbauÂgeÂbiet umfasst eine FläÂche von ca. 22.000 Hektar (ha). Das ist mehr als ganz RheinÂhesÂsen. Doch im VerÂgleich zur gesamÂten RebÂfläÂche SpaÂniÂens mit mehr als einer MilÂlion ha nimmt sich das immer noch bescheiÂden aus. SpaÂnien ist der FläÂche nach das größte WeinÂanÂbauÂgeÂbiet der Welt.
Die kliÂmaÂtiÂschen VerÂhältÂnisse sind durchÂaus unterÂschiedÂlich. Das Klima ist in 750 – 800 m Höhe auch in den TalÂlaÂgen relaÂtiv rauh und konÂtiÂnenÂtal, die HöhenÂlaÂgen reiÂchen bis auf 1.100 m. Der westÂliÂche Teil um PeñaÂfiel ist wärÂmer, sodass die TrauÂben hier um Wochen früÂher geleÂsen werÂden könÂnen als im östÂliÂchen Teil des AnbauÂgeÂbieÂtes. Der WeinÂort PeñaÂfiel, der auch durch seine wuchÂtige Burg und sein WeinÂmuÂseum bekannt ist, ist der InbeÂgriff für die „fleiÂschiÂgen“ Weine, die Ribera del Duero berühmt gemacht haben.
Die nach wie vor domiÂnieÂrende RebÂsorte ist der TemÂprÂanillo, der hier auch Tinto Fino oder Tinta del PaÃs genannt wird. Ob es das vieÂlerÂorts rauhe Klima ist, das NordÂspaÂnien zu einem Land für GenieÂßer macht? Es ist ein Land, das nicht nur große Weine herÂvorÂbringt. Hier wird auch herÂvorÂraÂgend gekocht. ProÂbieÂren Sie zu einem kräfÂtiÂgen Reserva mal ein MilchÂlamm aus dem Backofen…
Die TrauÂben des TemÂprÂanillo in Ribera del Duero sind hier kleiÂner als in der Region Rioja, was dunkÂlere, kräfÂtiÂgere Weine ergibt. ManÂche WeinÂjourÂnaÂlisÂten spreÂchen auch von „fleiÂschiÂgen“ WeiÂnen. AllerÂdings wird dieÂser ChaÂrakÂter in den letzÂteÂren JahÂren zunehÂmend von friÂscheÂren und filiÂgraÂnen WeiÂnen ergänzt, die an BurÂgund erinÂnern. Neben TemÂprÂanillo werÂden auch CaberÂnet und MerÂlot sowie in kleiÂneÂren MenÂgen roter GarÂnacha und MalÂbec angebaut.
Der Boden- und LandÂschaftsÂchaÂrakÂter des AnbauÂgeÂbieÂtes, das sog. TerÂroir, zeigt drei verÂschieÂdene BereiÂche. In der TalÂebene nahe des FlusÂses wachÂsen die Reben in sanÂdiÂgen SchwemmÂland-Böden, was den WeiÂnen einen eher fruchÂtiÂgen ChaÂrakÂter verÂleiht. An den TalÂflanÂken finÂdet sich eine Mischung aus Lehm und Kalk, wähÂrend in den HangÂlaÂgen der KalkÂboÂden domiÂniert. Hier entÂsteÂhen die eher wuchÂtiÂgen, würÂziÂgen und strukÂtuÂrierÂten Weine. Rund ein VierÂtel der RebÂstöÂcke sind sehr alte Reben, teils bis zu 100 und mehr JahÂren alt.
An der NatioÂnalÂstraße N 122, die parÂalÂlel zum Fluss auf seiÂner NordÂseite verÂläuft, lieÂgen einige „KatheÂdraÂlen des WeiÂnes“ – einÂdrucksÂvolle NeuÂbauÂten renomÂmierÂter WeinÂgüÂter. Zu dieÂsen „KatheÂdraÂlen“ zähÂlen traÂdiÂtiÂonsÂreiÂche WeinÂgüÂter wie Vega SiciÂlia, eines der teuÂersÂten WeinÂgüÂter SpaÂniÂens. In den AchtÂziÂger JahÂren kam die WinÂzerÂleÂgende AleÂjanÂdro FerÂnanÂdez hinzu, der sich mit seiÂnen wuchÂtiÂgen PesÂquera-WeiÂnen über die LanÂdesÂgrenÂzen hinÂaus einen Namen machte. Es gibt WeinÂhändÂler, die seiÂnen Wein auch den „spaÂniÂschen PETRUS“ nenÂnen. Ganz so teuer wie PETRUS ist er allerÂdings auch wieÂder nicht.
Heute lieÂgen am WegesÂrand nördÂlich und südÂlich des FlusÂses BodeÂgas mit groÂßen Namen wie ValÂduero, AbaÂdia Retuerta, DomiÂnio de AtaÂuta, Aalto, Dehesa de los CanóÂniÂgos, MatÂarÂromera, Finca TorÂreÂmilaÂnos, ProÂtos, ValÂdeÂviÂñas und viele andere. EinÂdrucksÂvoll sind die FläÂchen, mit denen spaÂniÂsche WinÂzer arbeiÂten. So ist es keine SelÂtenÂheit, dass auf 50 ha eine einÂzige RebÂsorte angeÂbaut wird. In DeutschÂland hinÂgeÂgen gibt es zahlÂreiÂche WinÂzer, die mehr RebÂsorÂten anbauen als sie Hektar haben.
Nach wie vor werÂden Weine in SpaÂnien nach ihrer LageÂrung klasÂsiÂfiÂziert. Weine der KateÂgoÂrie „Joven“ (also „jung“) sind ohne oder mit nur wenig HolzÂlaÂgeÂrung ausÂgeÂbaut. Der CriÂanza reift zwei Jahre, davon minÂdesÂtens sechs Monate im HolzÂfass. Ein Reserva muss minÂdesÂtens ein Jahr im EichenÂfass und zwei Jahre auf der FlaÂsche lagern. Der Gran Reserva hat minÂdesÂtens zwei Jahre HolzÂfass und drei Jahre FlaÂschenÂlaÂgeÂrung zu bieÂten, kommt also erst nach fünf JahÂren auf den Markt.
Der Trend geht auch hier hin zu einem dezenÂteÂren EinÂsatz von Holz und zu alterÂnaÂtiÂven AusÂbauÂmeÂthoÂden wie z.B. AusÂbau in Tanks aus Beton. Dadurch entÂsteht oft ein eher fruchtÂbeÂtonÂter Wein als beim AusÂbau im EichenÂfass. InnoÂvaÂtiv sind spaÂniÂsche WinÂzer alleÂmal, und das Preis-LeisÂtungsÂverÂhältÂnis spaÂniÂscher RotÂweine kann sich sehen lasÂsen im VerÂgleich zu so manÂchen WeiÂnen aus andeÂren groÂßen euroÂpäiÂschen Weinbauregionen.
Eine Reise durch die Region am Duero lohnt sich nicht nur des WeiÂnes und der kuliÂnaÂriÂschen Genüsse wegen. Es ist ein Land, in dem sich einÂdrucksÂvolle kulÂtuÂrelle WeltÂerbeÂstätÂten aus mehr als zwei JahrÂtauÂsenÂden finÂden. Es lohnt sich, Orte wie SegoÂvia, BurÂgos, Aranda de Duero, PeñaÂfiel, SalaÂmanca oder Àvila zu besuchen.
QuelÂlen: SpaÂniÂsches VerÂkehrsÂamt TOURESPAÑA, ZeitÂschrift VINUM, Der große JohnÂson / EnzyÂkloÂpäÂdie der Weine.
Autor: Prof. Dr. Peter Voigt, peter.voigt@vingouri.de