Winzer in Zeilitzheim und Stammheim
Studien an der Fakultät für Tourismus der Hochschule München analysieren regelmäßig das touristische Potential von Weinregionen.
2014 wurde eine Studie über diie Weinorte Zeilitzheim und Stammheim in der Gemeinde Kolitzheim erstellt.
1. Wein von 3 in Zeilitzheim
Wein von 3 ist ein Weingut in Zeilitzheim, das von 3 jungen Männern geführt wird. Sie besitzen zwei ha Rebfläche und sind zum Zeitpunkt der Befragung erst fünf Monate im Geschäft. Dennoch haben sie bereits die Hälfte ihrer 8000 Flaschen Wein in sechs Sorten verkauft. Sie haben geplant, einen halben ha pro Jahr zu wachsen und somit ihr Startkapital in sieben Jahren wieder zurück zu bekommen. Sie streben ständiges Wachstum an, haben aber noch einen langen Weg vor sich. Ihre Zielgruppe ist eher die jüngere Generation, die das jugendliche Design ihrer Marke schätzt. Daher sind sie auf Facebook aktiv (www.facebook.com/weinvon3) und betreiben eine eigene Website (weinvon3.de), wo man die Weine bequem bestellen kann.
Den meisten Wein verkaufen sie an Freunde oder Bekannte und natürlich die Gäste im Schloss Zeilitzheim, Bestellungen bekommen sie aber aus ganz Deutschland. Des Weiteren vertreiben sie ihren Wein auch in Feinkostläden. Weinfeste und Weinwanderungen sind ihnen zu altbacken, sie möchten ihre eigenen Veranstaltungen aufziehen. So waren sie z.B. am 02.11.2013 auf den Winevibes in München vertreten, einer Party-Veranstaltung mit Weinprobe und DJ Auftritten. Vor allem planen sie zu wachsen und – wenn möglich – sich auch in größeren Städten einen Namen zu machen.
Als Unterscheidungsmerkmal von ihren Mitbewerbern sehen sie die persönliche Kommunikation, die sie zu ihren Kunden über ihren Blog auf der Webseite und natürlich auf Facebook pflegen. Außerdem setzen sie auf jugendliches Design und Transparenz.
Kolitzheim – kein Hotspot des Tourismus
Das Tourismusangebot in der Gemeinde Kolitzheim schätzen sie eher als durchschnittlich ein, da die Kommunikation zwischen den Betrieben sehr schlecht ist und selten auf professioneller Ebene stattfindet. Sie würden sich wünschen, dass auch jüngeres Publikum angesprochen wird und man ein vielfältigeres Angebot für verschiedene Gruppen entwickelt. Wein von 3 ist erfrischend und ambitioniert. Obwohl die jungen Winzer keinen anspruchsvollen, ausgefallenen Wein machen bringen sie Schwung in eine Gemeinde, in der es an jungen Nachfolgern mangelt. Generell sehen sie sich eher als Außenseiter und sind auch nicht auf den lokalen Weinfesten vertreten.
Touristisch gibt es durch „Wein von 3“ einige Möglichkeiten, jüngeres Publikum anzusprechen und auf Zeilitzheim aufmerksam zu machen, um dadurch mehr Touristen anzulocken. Ob diese jüngeren Kunden allerdings in die Zielgruppe der gesamten Gemeinde passen, die im Moment hauptsächlich aus der älteren Generation der über 50-jährigen besteht, ist eher fragwürdig. Es bleibt des Weiteren zweifelhaft, ob die Bemühungen der jungen Männer, ihr Weingut wie geplant zu positionieren, fruchten werden und sie bereit wären, mit den anderen Winzern zusammen zu arbeiten.
2. Weingut Mößlein in Zeilitzheim
Stetiges Wachstum kann auch das Weingut Mößlein in Zeilitzheim verzeichnen. Durch eine große Investition hat es die Winzerfamilie geschafft, eine moderne, elegante Vinothek einzurichten. Neben der Familie arbeiten für Veranstaltungen und die Weinlese vorübergehend bis zu 10 Mitarbeiter auf 400€ Basis im Betrieb. Als Zielgruppe hat der Betrieb, wie viele in der Gegend, die eher gut gestellten über 40-jährigen, die ihre Kinder vielleicht schon aus dem Haus haben und natürlich die über 60-jährigen.
Da in Bayern jeder Einwohner angeblich seinen persönlichen Winzer hat, verkaufen sie vor allem in das übrige Deutschland. Der Versand geht laut Herrn Mößlein extrem schnell: sofern man vor 12 Uhr bestellt, ist die Ware am nächsten Tag da.
Das Weingut veranstaltet eine beliebte Porsche-Traktor-Fahrt, für die auch im Nachbarort Volkach Werbung gemacht wurde. Außerdem bietet er seine eigene Weinschokolade an und macht zusätzlich noch fränkischen Whiskey, den er auch mit Spezial-Veranstaltungen wie beispielsweise einer Führung durch die Brennerei bewirbt.
Herr Mößlein würde gerne seine Weinhütte in den nahe gelegenen Weinbergen ausbauen, um in Gemeinschaft mit anderen Winzern mehr Veranstaltungen anbieten zu können. Als Problem sieht er dabei vor allem die fehlenden sanitären Anlagen und auch die Bürokratie.
Als Schwächen der Gemeinde sieht Herr Mößlein die fehlende Gastronomie und die Tatsache, dass keine geschlossene, professionelle Werbung gemacht wird. Außerdem hat er die Erfahrung gemacht, dass sich die Anwohner gegen touristische Veranstaltungen sträuben. Vor allem volle Straßen und der Lärm, der dadurch verursacht wird, stellen ein großes Ärgernis dar.
Er rät, mit Volkach zusammen zu werben, eine gute, gepflegte fränkische Gastronomie in Zeilitzheim aufzubauen und mehr Energie in Veranstaltungen mit Niveau zu stecken. Auch die Anwohner sollten aufgeklärt und mit einbezogen werden, um Missmut vorzubeugen. Er sieht sehr wohl Zukunftsmöglichkeiten für die Gemeinde, räumt aber ein, dass es ein langer Weg werden kann.
Die Vinothek in Zeilitzheim ist beeindruckend und lässt großes Potential vermuten. Herr Mößlein ist mit seinem Weingut im touristischen Gefüge bereits gut aufgestellt und könnte somit eine große Hilfe bei der Verbesserung des Angebots sein.
Als Vorstandsmitglied der FWK ist er natürlich bereit, die touristische Entwicklung der Gemeinde zu unterstützen.
3. Weingut Dereser in Stammheim
Die Familie Dereser in Stammheim verfügt über 7ha Rebfläche und vertreibt den angebauten Wein seit 1994 direkt. Familie Dereser gibt an, ihren Wein vorwiegend an Weinliebhaber zu vertreiben, die die gehobene Qualität zu schätzen wissen. Die meisten ihrer Kunden sind durch Empfehlungen zu ihnen gekommen oder werden von alten Kunden mitgebracht.
Eine vielversprechende Idee der Familie Dereser ist es, ein Weinbistro am Mainradweg zu bauen, um dort kleine Snacks und ihren Wein zu vertreiben und damit Werbung für ihr Weingut zu machen. Außerdem planen sie, ihre Zimmer auszubauen, um mehr Platz für Weinkunden zu haben, möchten dort aber keine Gäste unterbringen, die nicht ihres Weines wegen anreisen. Als Alleinstellungsmerkmal nennen sie uns ein kleines Häuschen in den Weinbergen, das beheizt ist und als Veranstaltungsort für Weinproben dient.
Auch sie beurteilen das touristische Angebot in der Gemeinde als eher schlecht. Kolitzheim ist kein Weinort, d.h. die Gemeinde Kolitzheim, und somit auch Stammheim, wird nicht als solches erkannt.
Wieder werden wir auf die fehlende Gastronomie hingewiesen und darauf, dass wenig Zusammenarbeit zwischen den Betrieben stattfindet. Vor allem die genossenschaftlich gebundenen Winzer halten nichts von Marketing, da sie ihren Wein nur an die Genossenschaft geben und von den Touristen keine positiven Effekte haben. Wir werden auch darauf hingewiesen, dass das Rathaus, das neu renoviert wurde, nicht effizient genutzt wird. Als Lösungsvorschläge regen sie an, eine große Veranstaltung zu organisieren, bei der die Winzer im Mittelpunkt stehen. Bei den Weinfesten geht es ihrer Meinung nach nur darum, möglichst den billigsten Wein an junge Leute loszuwerden. Den Mainradweg sehen die Deresers als große Chance für den Tourismus.
Natürlich müsse man zudem Gastronomie aufbauen und regelmäßig Treffen der touristisch Aktiven abhalten, um zu kontrollieren, dass gemachte Pläne auch umgesetzt werden.
Herr und Frau Dereser sind ebenfalls bereits gut aufgestellt und haben interessante Pläne und Ideen für die Zukunft. Das touristische Potential der Familie ist hoch, solange die Energie vorhanden ist, ihre Ideen auch umzusetzen. Sie weisen uns aber mit Nachdruck darauf hin, dass in der Gemeinde jeder nur für sich alleine sorgt und wenig Bereitschaft zur Zusammenarbeit vorhanden ist.